The Cure Faith (Deluxe Edition) 2CD Erscheinungsdatum: 25. April 2005 Label: Polydor (Universal) ASIN: B0007OC7BE Format: Audio CD CD1 Faith: The Original Album Bonus: 09. Carnage Visors CD2 Faith: Rarities 1980-1981 01. Faith (RS home demo) 02. Doubt (RS home demo) 03. Drowning (group home demo) 04. The Holy Hour (group home demo) 05 Primary (studio outtake) 06 Going Home Time (studio outtake) 07 The Violin Song (studio outtake) 08. A Normal Story (studio outtake) 09. All Cats Are Grey (live) 10. The Funeral Party (live) 11. Other Voices (live) 12. The Drowning Man (live) 13. Faith (live) 14. Forever (live) 15. Charlotte Sometimes (single) definitive versionen, 21. Juni 2005 Rezensent: rikki_nadir Eine kluge und kaum zufällige Idee, die Geschichte der Cure gerade jetzt aufzuarbeiten, zu einem Zeitpunkt, da sowohl die kritische Einschätzung der Band als auch ihr Einfluss auf einige der angesagtetsten neuen Bands einen vorläufigen Zenith erreicht zu haben scheinen. Noch vor einigen Jahren wäre Universals exzellente Reissue-Serie wohl mit dezentem Gähnen aufgenommen oder gleich ignoriert worden. Aber jetzt, wo fast täglich angesagte neue Bands wie The Rapture, The Bravery oder Bloc Party Cure-Vergleiche geradezu herausfordern, wächst auch wieder das Interesse an einer Band, die der lange Zeit nur noch als Soundtrackliferanten für in ein Zeitloch gefallene Goths gehandelt wurde. Und damit über eine lange Periode verkannt wurde, wie die nun vorliegenden Alben 2-4 in Erinnerung rufen. Denn was diese drei, von 1980-82 aufgenommenen wahrscheinlich wichtigsten Cure-Alben deutlich machen, ist vor allem, dass Leidenschaft, und sei es die für Depression und Verzweiflung, verbunden mit effektiver Produktion unerwartet gut altert. Während die Schwesteralben 17 Seconds und Faith noch grossflächig Nihilismus säen - und das mit einem damals durchaus originellen Sound (die sparsame Instrumentierung vom Debut Three Imaginary Boys verstärkt um Keyboards, präzises Schlagzeug, von Box zu Box wandernde Gitarre, Flanger, verwaschene Klangwellen), der heute noch (oder wieder) spannend klingt - und nur gelegentlich, etwa in den klassischen Songs „A Forest" und „Primary", Fluchtenergie entwickeln, kämpft sich Pornography entschlossen und mittels deutlich dichtererem, fast orchestral eingesetztem Gitarrensound („Phil Spector in hell" hat ein Kollege mal geschrieben) durch die Verzweiflung ans Licht, und erntet dafür Resultate, die über 20 Jahre nach Erscheinen noch immer beeindrucken. Von der ersten Zeile „It doesn't matter if we all die" über die gesamte folgende nihilistisch-depressive ¾Stunde und Cure-Klassiker wie „Hanging Garden" mit Lol Tolhursts tribal drumming und das phantastische „Siamese Twins" bis zum letzten, aufbegehrenden und zweimal hinausgeschrienen Satz „I must fight this sickness, find a CURE!" zelebriert Pornography den Kult der Verzweiflung mit einer Leidenschaft, die schon wieder beinahe positiv, auf jeden Fall aber kathartisch wirkt. Ein nihilistisches Meisterwerk, das seine eigene Überwindung in sich trägt und Pornography zu einem, nein, dem Cure Album überhaupt macht. Robert Smith (und wechselnde Mannschaft) sollte noch einige grosse Popsongs schreiben und weitere gute Alben produzieren, aber mit wenigen Ausnahmen (etwa „Snakepit" auf Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me, jenem Album, das die Verschmelzung der frühen, depressiven Cure mit der Popsensibilität der darauffolgenden Alben am überzeugendsten verband) lange Zeit nichts mehr an ähnlich suizidaler Intensität zustandebringen. Alle 3 Alben sind vorbildlich remastered und als Doppel-CDs erschienen, mit Tonnen an rarem und unveröffentlichtem Zusatzmaterial, darunter die halblegendären Cult Hero Songs, jede Menge Demos und Live-Tracks (exzellent ein elegisches „Siamese Twins" und eine wilde Version von „Forever") sowie die feine Single „Charlotte Sometimes" und der gesamte ½stündige Carnage Visors Soundtrack. Ein starker zusätzlicher Kaufanreiz, zweifellos, aber es sind die originalen 26 Songs der düsteren Trilogie, die wirklich zählen und (weiter) bleiben werden.