Pink Floyd Album: A Saucerful of Secrets Rating: * * * 1/2 Release Date: Jun 29, 1968 Label: Capitol Time: 29:25 Tracklist: 1 Let There Be More Light Waters 5:38 2 Remember a Day Wright 4:33 3 Set the Controls for the Heart of the Sun Waters 5:28 4 Corporal Clegg Waters 4:13 5 A Saucerful of Secrets Gilmour, Mason, Waters, Wright 11:57 6 See-Saw Wright 4:36 7 Jugband Blues Barrett 3:00 Zusammengewürfelte Geheimnisse Rezensent: sevenmileboots aus Ludwigsburg Nach dem drogenbedingten Ausstieg (bzw. Rausschmiss) des Sängers, Songwriters und Leadgitarristen Syd Barrett gab kein Kritiker mehr einen Pfifferling für die Band, die in erster Linie seine Band war. Waters, Wright und Mason nahmen nun den Jugendfreund und früheren Mitstreiter Barretts, David Gilmour, hinzu. Als Sänger und Gitarrist konnte er Barrett ersetzen, allerdings zunächst nicht als Komponist. Natürlich hatte er deshalb zunächst einen schweren Stand, wenn sich auch später die Entscheidung als ein Glücksgriff erwies. Das erste Ergebnis der neuen Pink Floyd mag deshalb etwas richtungslos erscheinen, ,Saucer' setzt aber konsequent das Konzept von ,Piper' fort, mit einer klaren Stoßrichtung in Richtung Ernsthaftigkeit und Schwere, also weg vom Pop. Die Band versuchte mit den verbliebenen Songwriter-Qualitäten, die Waters und Wright ja schon unter Beweis gestellt hatten, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Es beginnt mit dem dämonischen ,Let There Be More Light', das psychedelische Zeiten beschwört und klar in die Sci-Fi-Ecke gehört. Soundtechnisch und atmosphärisch gesehen klingt es für die damalige Zeit vollendet, man schrieb ja gerade mal 1968! Die Nummer wirkt auch heute noch, und besonders Gilmour zeigt, was in ihm steckt. In eine ähnliche Richtung gehört der Waters Song ,Set The Controls For The Heart Of The Sun', der wieder textlich wie klanglich fremde Welten beschwört, ohne die Katze völlig aus dem Sack zu lassen. Das Geheimnis soll wirken. Mit ,Corporal Clegg' zeigt Waters, dass er auch satirisch und frech sein kann, vor allem wenn es um das Thema Militär und Krieg geht - ein Thema, das ihn später immer wieder beschäftigte. Dem gegenüber stehen die eher an orchestraler U-Musik orientierten Lieder von Keyboarder Wright, dem es gelingt, mit ,Remember A Day' und ,See-Saw' eine Art Swing-Psychedelia zu erschaffen. Die Stücke wirken sensibel, zerbrechlich und doch herrlich fremdartig und abgedreht, mit Wrights leicht näselnder Stimme zurückhaltend vorgetragen. Die Mischung zwischen Sci-Fi, elektronischer Avantgarde und Rock verwirklicht sich am deutlichsten beim Titelstück, das in der Folge zum Standardinventar der Band bei Konzerten gehörte (und dabei immer besser wurde). Die Plattenfirma gestand den Jungs das über zwölf Minuten lange Experiment zu, weil sie es geschafft hatten, ohne ihren Frontmann Barrett den Plattenvertrag einzuhalten. Wer hätte gedacht, dass gerade dieses Stück Musik das Lager der ernsthaften Avantgarde überzeugen würde? Barrett verabschiedet sich zum Schluss mit seinem ,Jugband-Blues', einem Song, mit dem er seine persönliche Abwesenheit auf herrlich verrückte Weise thematisiert. Der Song bricht ab, Barrett verschwindet im Raum, um völlig verändert wiederzukehren und sich mit einer Heilsarmee-Blaskapelle für immer zu verabschieden - sicher einer seiner stärksten Songs. Schade, dass es nicht sehr viel weiter ging mit ihm. Seine Soloplatten erfüllten bei aller Sympathie nicht mehr die Erwartungen, die man an ihn stellen durfte. Was mich davon abhält, ,A Saucerful Of Secrets' die volle Punktzahl zu geben, ist die Uneinheitlichkeit, über die auch nicht hinwegtäuschen kann, dass die Jungs ihre Not zur Tugend gemacht haben. Was herauskam, ist eine Untertasse voller Geheimnisse, sicher - sie finden aber nicht zu einem geschlossenen Bild zusammen. Vielleicht ist das auch nicht nötig?