Bjork Album: Vespertine Rating: * * * * 1/2 Release Date: Aug 28, 2001 Label: Elektra Tracklist: 1 Hidden Place Bjork 5:28 2 Cocoon Bjork, Knak 4:28 3 It's Not Up to You Bjork 5:08 4 Undo Bjork, Knak 5:38 5 Pagan Poetry Bjork 5:14 6 Frosti Bjork 1:41 7 Aurora Bjork 4:39 8 An Echo, a Stain Bjork, Sigsworth 4:04 9 Sun in My Mouth Bjork, Sigsworth 2:40 10 Heirloom Bjork, Console 5:12 11 Harm of Will Bjork, Sigsworth 4:36 12 Unison Bjork 6:45 Credits: Björk Programming, Producer, String Arrangements, Music Box, Harp Arrangement, Vocal Editing Marius de Vries Production Assistant, Beat Programming Matt Fields Assistant Aaron Franz Assistant Engineer Stuart Green Coordination, Choir Coordinator Isobel Griffiths Orchestral Agent Matthew Herbert Programming Thomas Knak Programming, Producer Matmos Programming, Beat Programming Vince Mendoza Orchestration, Choir Arrangement Jennie O'Grady Choir Coordinator Rory Assistant Engineer Guy Sigsworth Celeste, Clavichord, Programming, Choir Arrangement, Beat Programming Damian Taylor Programming, Beat Programming Charts (Billboard) Album: 2001 Vespertine The Billboard 200 19 2001 Vespertine Top Canadian Albums 2 2001 Vespertine Top Electronic Albums 1 2001 Vespertine Top Internet Albums 1 Schneemensch, 11. April 2006 Rezensent: coastliner Ich hatte erwartet, daß "Vespertine" gut wird. Ich hatte nicht erwartet, daß alle zwölf Tracks einem das Gänsefell über die Ohren ziehen. Kurz nach der Veröffentlichung anno 2001, saß ich vor den Boxen und konnt's nicht fassen. Offener Mund und alles. Das dunkle "Hidden Place", erste Single und Kate Bush-kompatibel, eröffnet Björks einstündigen Selbstbergungsversuch aus ihrer Gletscherspalte. Ein unheimliches Stück, das klarstellt, daß man's mit einer klirrend kalten Platte zu tun hat, auch wenn die Meisterin einen vom Gegenteil überzeugen will, wenn sie auf dem Cover nur mit einem Schwan bekleidet in der Sonne döst. "Vespertine" bricht traditionelle Songstrukturen auf, verliert aber nie den Faden, ist vielschichtig, aber homogen, birgt die merkwürdigsten Geräusche, die man nicht für möglich gehalten hat, klingt vertraut und doch völlig strange. Man kriegt ihn nicht zu fassen, diesen Eisblock. Einmal gehört, möchte man sie jedenfalls nicht mehr missen, die Intimität der puren Stimme in "Cocoon", den einschmeichelnden Pop von "It's not up to You", die Chöre in "Undo", die Schreie in "Pagan Poetry", die Folk- Melodien in "Aurora", den blanken Horror von "An Echo, A Stain", die groovende Direktheit des dissonanten "Heirloom" und die katharsische Positivität von "Unison", wenn alle Björks (ja, mehrere!), die uns im Laufe der Platte begegnet sind, für den letzten Chorus zu Hilfe kommen, um in einer einzigen Gestalt aufzugehen und metaphysisch zu entschweben. Die Grande Dame des Naiven zeigt sich hier so zerbrechlich wie nie, benutzt die Musik aber nicht als teenageröse Selbst-Therapie. Sie hat vielmehr ihre Zaubersprüche gelernt und kennt die Knöpfe, die sie drücken muß, um den Hörer aus der Bahn zu werfen. Eine Künstlerin also, die keineswegs mit ihrer Kunst zu verwechseln ist, sondern stark und unberührbar drübersteht. Auch die Vorgängermusiken "Debut", "Post", "Homogenic" und "Selma Songs" waren groß, doch "Vespertine" ist der Höhepunkt. Diese Höhle im Eis beweist endgültig, daß die Isländerin völlig abgepfiffen ist und nicht nur so tut. Eine große Herausforderung für die Durchschnittshörer, die damals reihenweise an der Genialität von Frau Bushs "The Dreaming" scheiterten, ganz weit draußen und doch gerade noch Pop. Vorläufig Björks Magnum Opus und eine der besten Platten des neuen Jahrtausends. Danach kamen noch die extrem schwierigen "Medulla" und "Drawing Restraint 9" - doch das ist eine gaaanz andere Geschichte. :-) Anspieltips: Hidden Place, It's Not Up To You, Pagan Poetry